Weinproben und Degustationen in Zeiten von Corona

Mittlerweile haben wir alle unsere Erfahrungen mit den Corona Hygieneregeln und Massnahmen gemacht, Kunden besuchen uns wieder in den Verkaufsräumen, selbst Weinproben finden statt.
Unter Einhaltung der Regeln wurden ja im Zuge der Lockerungen nach dem Lockdown (auch wenn es in Deutschland eigentlich keiner war, aber ihr wißt alle was ich meine) je nach Gebiet und Gesundheitsamt auch wieder Veranstaltungen wie z.B. Weinproben zugelassen.
Im Sommer war das alles kein Problem, wir konnten vieles nach draußen verlegen, Fenster konnten auch in Abendstunden dauerhaft geöffnet bleiben.
Aber jetzt wo die Temperaturen fallen, Veranstaltungen im Freien sind kaum mehr möglich, also ziehen wir uns zurück in unsere Räumlichkeiten und hier lauert schlicht und einfach ein erhöhtes Risiko der Ansteckung durch Aerosole.
Viele Superspreaderevents zeigen immer wieder das gleiche Muster – viele Menschen auf engem Raum.

Aber was passiert in Räumen? Wie verhalten sich Luftströme und Aerosole?
Ich habe einige lesenswerte Artikel zu diesem Thema zusammen gestellt. Wer weitere gute hilfreiche Artikel hat ist willkommen mir die Links zu schicken, ich ergänze die Liste sehr gerne.

So habe ich für mich beschlossen die von mir veranstalteten Weinproben, Gruppentreffen, Präsentationen, Besprechungen aller Art, nur unter Einhaltung der aha Regeln und der Kontrolle des CO₂ Gehaltes in der Raumluft abzuhalten.
Viel CO₂ = viele Aerosole
Ich gebe zu, ich habe nicht erwartet wie schnell sich die Luft anreichert. Selbst in großen Räumen sind die Reserven extrem schnell aufgebraucht und mein kleines Messgerät schlägt Alarm, bzw zeigt ein rotes Licht. Die meisten Publikationen empfehlen einen CO₂ Wert von max 1000 ppm! Das ist echt nicht viel, wir starten ja schon mit einem Wert um die 500 ppm.

Ich halte Weinproben in diversen Tagungsräumen kleiner, mittlerer und großer Hotels und Tagungshäusern. Dabei lerne ich, Lüftungen arbeiten extrem unterschiedlich, manche arbeiten so gut dass mein CO₂ Messgerät durchgängig tiefe Werte anzeigt.
Aber, manchmal ist halt auch das Gegenteil der Fall, ein Raum mit 7 Paaren den Abstandsregelen entsprechend platziert ohne Lüftung ist bereits nach 20 Minuten am Ende, der Hotelier war völlig ahnungslos, denn er dachte er bietet optimale Bedingungen für eine Veranstaltung dieser Art!!
Meinen Gästen erkläre ich zu Beginn der Veranstaltung kurz und bündig welche Werte noch tolerierbar sind und ab wann wir etwas tun müssen.
Diese 2 Szenarien hatte ich bisher.
1. Wir unterbrechen die Veranstaltung und machen Pause, gehen in einen anderen Raum, oder vertreten uns die Beine, während dessen wird der Raum komplett durchgelüftet, dann Neustart. In die Pause nehmen wir natürlich einen Wein mit den ich auch dort im stehen besprechen kann, kein Problem. Daheim habe ich inzwischen eine Kellerführung in die Weinproben eingeplant.
2. Wir öffnen die Fenster und sorgen für einen Durchzug was tatsächlich innerhalb weniger Minuten für gute Luft sorgt. Ich tue dies gemeinsam mit meinen Gästen so kann man z.B. durch ein Umsetzen der Gäste zwei Fenster die ganze Zeit gekippt oder geöffnet lassen und so für einen leichten Durchzug sorgen.
Also immer abwägen was am besten funktioniert.

Klar, das klingt alles irre und aberwitzig, aber von uns will doch keiner in der Tagesschau genannt werden als Verantwortlicher eines Superspreader Events?
Fakt ist, man bekommt Routine in dieser Thematik, ich weiß inzwischen wie ich die Gäste setzen muß damit sie nicht vom Luftzug gestört werden. Die Räumlichkeiten im eigenen Betrieb sind ohnehin kein Problem, einmal die Daten richtig beobachtet und ausgewertet kann ich mir das nun für die Zukunft sparen. Ich weiß genau wieviele Menschen – wie lange problemlos in der Weinstube sitzen können.

Und, das ist auch klar, im Gegenatz zu den Parties in Ischgl wo gebrüllt, gefeiert und gesungen wird, den Chorproben wo alle mit Inbrunst ihre Aerosole in den Raum schleudern, haben wir bei einer Weinprobe diesbezüglich eine entspanntere Situation da für gewöhnlich nur der Winzer spricht!

Also meine lieben Kollegen, langer Text – kurze Empfehlung: Kümmert euch um die Lüftung eurer Räume!

Und nein, das ist keine Panikmache, es ist auch keine Hysterie, es ist einfach eine Vorsichtsmaßnahme zum Schutz unserer Gäste und das machen wir doch gerne!
Mir hat noch keiner gesagt ich spinne, ganz im Gegenteil, es wird sehr wertgeschätzt von den Gästen dass ich mich diesem Thema annehme.

Mein kleines Messgerät, die Investition von € 80 hat sich definitiv gelohnt.

Foto auf Startseite: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay


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